Bedeutung: Was sind Retrospektive-Methoden?
Retrospektive-Methoden sind Ansätze bzw. Techniken, die in agilen Teams verwendet werden, um vergangene Projekte oder Arbeitszyklen zu überprüfen und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren.
Diese Methoden erleichtern die Zusammenarbeit und fördern kontinuierliche Verbesserungen, indem sie den Teammitgliedern ermöglichen, ihre Erfahrungen zu reflektieren, Feedback auszutauschen und konkrete Maßnahmen zur Optimierung ihres Arbeitsprozesses zu ergreifen.
In agilen Umgebungen sind Retrospektive-Methoden deshalb ein wesentlicher Bestandteil des iterativen Entwicklungsprozesses.
Die zentralen Fragen, die in Retrospektiven aufkommen, drehen sich um die Wirksamkeit des Teams und die Verbesserung der Arbeitsergebnisse:
- Wie können wir zusammen als Team effektiver arbeiten?
- Wie können wir die Qualität unserer Arbeitsergebnisse verbessern?
- Welche relevanten Ereignisse haben sich seit der letzten Retrospektive ereignet?
Die 5 Phasen einer Retrospektiven-Methode
Die fünf Phasen einer Retrospektiven-Methode, auch als „Retrospektiven-Zyklus“ bezeichnet, bieten eine strukturierte Vorgehensweise, um effektive Reflexionen und kontinuierliche Verbesserungen in agilen Teams zu ermöglichen. Diese Phasen sind:
Phase 1: Vorbereitung (Prepare)
Die Vorbereitung ist entscheidend, damit die geplante Retrospektive effizient und zielgerichtet verläuft. In der ersten Phase bereitet sich das Team deshalb vor. Dies kann die Festlegung von Zielen, die Auswahl der geeigneten Retrospektiven-Methode und die Bereitstellung von Materialien für die Sitzung umfassen.
Phase 2: Datensammlung (Gather Data)
Während der zweiten Phase werden Daten und Informationen gesammelt, die die Grundlage für die Reflexion bilden. Das können Erfahrungen, Ereignisse oder Probleme sein, die während des Arbeitszyklus aufgetreten sind. Das Ziel ist es, eine objektive Basis für die Diskussion zu schaffen.
Phase 3: Erkenntnisse generieren (Generate Insights)
Nachdem die Daten gesammelt wurden, geht es in Phase 3 darum, Erkenntnisse und Muster zu identifizieren. Das Team analysiert die gesammelten Informationen und diskutiert, welche Aspekte besonders positiv oder negativ waren. Ziel ist es, klare Einsichten zu gewinnen, die als Grundlage für Verbesserungen dienen können.
Phase 4: Maßnahmen ableiten (Decide What to Do)
Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse entscheidet das Team in der vierten Phase, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden sollen, um die identifizierten Probleme zu beheben oder positive Aspekte zu verstärken. Hierbei werden konkrete Schritte festgelegt, um die gewünschten Veränderungen umzusetzen.
Phase 5: Abschließen (Close the Retrospective)
In der letzten Phase wird die Retrospektive reflektiert. Das Team bewertet, ob die angewandte Methode effektiv war und ob die festgelegten Maßnahmen realistisch und umsetzbar sind. Dieser Rückblick ermöglicht es, den Prozess selbst zu verbessern, wodurch künftige Retrospektiven noch effizienter werden.
Welche Retrospektiven-Methoden gibt es?
Retrospektiven bieten eine Vielzahl von Methoden und jede einzelne bietet einen einzigartigen Ansatz, um vergangene Erfahrungen zu reflektieren und konkrete Maßnahmen für künftige Verbesserungen zu identifizieren. Welche Methode gewählt wird, hängt oft von den Präferenzen des Teams und den spezifischen Anforderungen des Projekts ab.
Hier haben wir einige der zahlreichen Retrospektiven-Methoden und -Ideen aufgelistet:
Die “Start-Stop-Retrospektive-Methode”
Die Start-Stop-Retrospektive ist eine effektive Methode in agilen Teams, um klare Handlungsschritte zu definieren. Dabei identifiziert das Team Aktivitäten, die gestartet bzw. gestoppt werden sollten, um die Zusammenarbeit zu verbessern und Hindernisse zu beseitigen.
- Start: Was wollen wir als Team besser machen?
- Stop: Was ist nicht gut gelaufen?
Die „Start-Stop-Continue-Retrospektive-Methode”
Die Start-Stop-Continue-Retrospektive ist eine Erweiterung der Start-Stop-Retrospektive. Dabei werden klare Handlungsschritte identifiziert, welche beibehalten werden sollten. Diese Methode ermöglicht eine gezielte Verbesserung der Teamdynamik und Arbeitsprozesse.
- Start: Was wollen wir als Team besser machen?
- Stop: Was ist nicht gut gelaufen?
- Continue: Was behalten wir im Team bei?
Die „Starfish-Retrospektive-Methode”
Die Starfish-Retrospektive ist eine schnelle Identifikation von Stärken, positiven Aspekten, Verbesserungsbereichen, negativen Einflüssen und zu stoppenden Aktivitäten. Diese klare Struktur, auch als Seestern bekannt, fördert eine effektive Reflexion und gezielte Maßnahmen für künftige Verbesserungen.
- Start: Was wollen wir als Team besser machen?
- Stop: Was ist nicht gut gelaufen?
- Keep: Was wollen wir beibehalten?
- More: Was wollen wir häufiger machen?
- Less: Was wollen wir reduzieren?
Die „Timeline-Retrospektive”
Die Timeline-Retrospektive nutzt eine chronologische Darstellung vergangener Ereignisse, um schnell Einsichten zu gewinnen. Diese Methode fördert eine effiziente Reflexion über den Verlauf von Projekten und die Identifikation von positiven und negativen Ereignissen für zukünftige Verbesserungen.
Die „4L-Retrospektive”
Die 4L-Retrospektive konzentriert sich auf vier Aspekte: Liked (Gut), Learned (Gelernt), Lacked (Fehlend) und Longed for (Gewünscht). Diese klare Struktur ermöglicht eine schnelle Identifikation von positiven Erfahrungen, Lernpunkten, Defiziten und Zukunftserwartungen für eine zielgerichtete Verbesserung.
- Liked: Was ist gut gelaufen?
- Learned: Was haben wir gelernt?
- Lacked: Was hat gefehlt?
- Longed for: Was hätten wir uns gewünscht?
Die 4L kann auch auf 5L mit dem Punkt Loathed erweitert werden: Was hat richtig genervt?
Die „Anchors and Engine-Retrospektive”
Die Anchors and Engine-Retrospektive fokussiert sich auf „Anchors” (Verankerungen) – was das Team festigt, und „Engine“ (Motor) – was es vorantreibt. Diese Methode bietet somit eine effiziente Möglichkeit, die stabilen Elemente und treibenden Kräfte im Team zu identifizieren, um gezielt an Verbesserungen zu arbeiten.
- Anchors: Was hat uns blockiert und zurückgehalten?
- Engine: Was hat uns vorangebracht?
Die „DAKI-Retrospektive”
Die DAKI-Retrospektive betont die Bereiche „Done” (Erreicht), „Areas to Keep” (Bereiche zum Beibehalten) und „Improvements” (Verbesserungen). Durch diese klare Struktur ermöglicht die DAKI-Retrospektive eine effiziente Reflexion und gezielte Maßnahmen für zukünftige Optimierungen.
- Drop: Was lassen wir weg?
- Add: Was werden wir Neues umsetzen?
- Keep: Was hat sich bewährt?
- Improve: Was werden wir verbessern?
Die „FLAP-Retrospektive”
Bei der FLAP-Retrospektive werden die Punkte Fokus, Learnings, Erfolge und Probleme kurz und präzise betrachtet. Diese Methode ermöglicht eine effektive Reflexion über geleistete Errungenschaften und fördert gezielte Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung.
- Future Considerations: Worauf muss zukünftig geachtet werden?
- Lessons Learned: Was haben wir bisher gelernt?
- Accomplishments: Was haben wir bisher an Erfolgen erreicht?
- Problem Areas: Wo lagen die Probleme?
Die „KALM-Retrospektive”
Auch die KALM-Retrospektive bietet eine strukturierte Herangehensweise für effiziente Reflexion und gezielte Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung.
- Keep: Was werden wir beibehalten?
- Add: Was werden wir Neues tun?
- Less: Was hat sich nicht bewährt?
- More: Wovon wollen wir mehr tun?
Welche Methode ist die Richtige?
Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Die Auswahl der Retrospektiven-Methode ist im Allgemeinen häufig jedoch eher zweitrangig, da die meisten dieser Methoden einem ähnlichen Ansatz folgen, indem sie auf die Vergangenheit („Was lief gut?“) und die Zukunft („Was soll neu/anders/besser werden?“) blicken.
Stattdessen steht die ernsthafte Durchführung von Retrospektiven selbst im Fokus. Wenn Ihre Mitarbeitenden diese Bewertungen als Möglichkeit zur tatsächlichen Verbesserung sehen, anstatt reine Pflichtübung, haben Sie also alles richtig gemacht.
Nachdem die Basis geschaffen wurde, können Sie zudem verschiedene Methoden testen, um diejenige zu identifizieren, die am besten zu Ihrem Team und zum jeweiligen Projekt passen.
Fazit: Retrospektive-Methoden dienen der Weiterentwicklung
Retrospektiven bieten eine hervorragende Möglichkeit, die Teamzusammenarbeit zu reflektieren und zukünftige Verbesserungen abzuleiten. Grundlegend spielt die Wahl der Methode jedoch eher eine sekundäre Rolle, da es primär auf das Bedürfnis ankommt, eine Weiterentwicklung voranzutreiben. Sie sollte demnach als unterstützendes Element betrachtet werden, das die Reflexion erleichtert und den Prozess strukturiert.
Essenziell für eine erfolgreiche Retrospektive ist zudem ein offenes und vertrauensvolles Kommunikationsklima innerhalb des Teams. So können Teammitglieder ihre Erfahrungen und Perspektiven ohne Scheu teilen, was einen umfassenden Einblick in die Dynamik des Teams und deren Verbesserungspotenziale zulässt.
Ebenso sollten Sie und Ihr Team nicht zögern, Ihre Vorgehensweise zu überdenken und gegebenenfalls neue Methoden auszuprobieren, indem Sie kontinuierlich Retroperspektiven an die sich verändernden Anforderungen und Herausforderungen Ihres Unternehmens, Ihrer Mitarbeitenden und Ihres Marktumfeldes anpassen.