In diesem Artikel gehen wir deshalb auf das Thema Lernkultur im Unternehmen ein und erklären, was genau eine Lernkultur ist und wie Sie diese mit drei Ebenen in Ihrem Unternehmen implementieren. Zudem stellen wir verschiedene Maßnahmen vor, wie Sie die Wirksamkeit der Lernkultur überprüfen können.
Was versteht man unter der Lernkultur in Unternehmen?
Die Personalentwicklung wird aufgrund des Fachkräftemangels, dem Konkurrenzkampf bei Nachwuchstalenten und dem demografischen Wandel in jedem Unternehmen immer wichtiger.
In Unternehmen ist die systematische Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden durch Schulungen, Fortbildungen sowie Web- und Seminare gestiegen. Dadurch sollen nicht nur die eigenen Mitarbeitenden langfristig an das eigene Unternehmen gebunden werden, sondern dies rückt auch die unternehmensinterne Förderung von Nachwuchstalenten immer mehr in den Fokus.
Bei der Berufswahl von Nachwuchstalenten (auch „High Potentials” genannt) spielen dabei vor allem Faktoren wie Gehalt oder Prestige zunehmend eine untergeordnete Rolle, während dagegen die Karrieremöglichkeiten und Entwicklungspotenziale innerhalb des Unternehmens mehr in das Zentrum des Interesses und im Bereich des Recruitings rücken.
Ein Unternehmen, das auf eine ausgeprägte Lernkultur setzt, erhält jedoch nicht nur Vorteile im Bereich Recruiting und Talent-Management, sondern kann zudem langfristig den eigenen Personalbedarf innerhalb des Unternehmens sichern.
Die Personalentwicklung, als aktiver Bestandteil der Lernkultur in einem Unternehmen, hat demnach folgende Aufgaben und Ziele:
- Personalbedarf planen und sichern
- Nachwuchstalente identifizieren und fördern
- Potenziale der Mitarbeitenden fördern und Schwächen ausgleichen
- Mitarbeitendenbindung und -motivation stärken
- Unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit und Wissensvorsprung sichern
- Unterstützung der strategischen Unternehmensziele
Damit eine entsprechende Lernkultur in einem Unternehmen funktionieren kann, sollte diese aktiv von der Unternehmensführung im Tagesgeschäft vorgelebt werden. Dabei geht es um die Möglichkeit, Fehler machen zu dürfen, diese zu korrigieren und für die Zukunft aus diesem Lernprozess seine Schlüsse zu ziehen.
Dabei sollte die Unternehmensführung gewisse Rahmenbedingungen für Lernprozesse schaffen, um das aktive Lernen als Teil des Unternehmensprozesses zu integrieren.
Eine aktive Lernkultur erfordert möglicherweise ein neues Verständnis der Unternehmensführung sowie eine Anpassung der Unternehmenskultur. Dabei sollten Sie mögliche Hindernisse und Einschränkungen wie Hierarchiestrukturen beseitigen, sodass die einzelnen Unternehmensbereiche miteinander interagieren, voneinander lernen und alle Mitarbeitenden auf die benötigten Daten zugreifen können.
Was macht eine Lernkultur notwendig?
Durch grundlegende Veränderungen, Trends und Entwicklungen wie der Digitalisierung, Globalisierung und dem demografischen Wandel wird nicht nur die Wirtschaft beeinflusst, sondern auch Berufsbilder und benötigte Fähigkeiten. Daher ist es heutzutage nicht mehr ausreichend, sich während der gesamten beruflichen Laufbahn auf das erlangte Wissen aus der Ausbildung zu verlassen.
Besonders die digitale Transformation verändert Berufe nicht nur selbst, sondern auch bereits erlangtes Wissen ist schnell veraltet. Mitarbeitende befinden sich in einer Arbeitswelt des ständigen Wandels, sodass sie kontinuierlich neue Fähigkeiten erlernen und diese schnellstmöglich umsetzen müssen.
In diesem Kontext gewinnt lebenslanges Lernen zunehmend an Bedeutung. Eine effektive Lernkultur wird somit für Unternehmen unverzichtbar. Dies hat nachfolgende Gründe:
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Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
Unternehmen, die Lernen und Weiterbildung priorisieren, verfügen auch zukünftig über die erforderlichen Fähigkeiten, wodurch nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gesichert werden kann.
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Attraktivität für Talente
Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten stehen bei potenziellen Mitarbeitenden immer häufiger im Vordergrund, sodass Talente besonderen Wert auf eine ausgeprägte Lernkultur legen. Zudem stärken Sie langfristig die Mitarbeitendenbindung.
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Förderung von Schlüsselkompetenzen
Eine aktive Lernkultur unterstützt Ihre Mitarbeitenden dabei, essenzielle Fähigkeiten wie Selbstreflexion, Flexibilität, Neugier und Offenheit zu entwickeln und sich gleichzeitig an Veränderungen anzupassen.
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Weg zur lernenden Organisation
Eine ausgeprägte Lernkultur markiert einen entscheidenden Schritt auf dem Pfad zu einer Organisation, die kontinuierliches Lernen als Grundpfeiler ihrer Identität betrachtet. Unternehmen müssen ihre Einstellung zum Lernen grundlegend überdenken, um den dynamischen Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden.
Wie kann man eine Lernkultur in Unternehmen etablieren?
Bei einer zukünftigen Implementierung der Lernkultur im Unternehmen sollten die nachfolgenden drei Ebenen laut Bundeswirtschaftsministerium beachtet werden:
Ebene 1: Unternehmenskultur & Führungskultur
- Strategische Ausrichtung der Personalplanung
Die strategische Ausrichtung der Personalplanung ist von grundlegender Bedeutung, um den zukünftigen Personalbedarf im Einklang mit der Unternehmensstrategie zu gestalten. Hierbei liegt der Fokus auf der Identifikation der notwendigen Kompetenzen, die sowohl die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden als auch die Anforderungen sich wandelnder Jobprofile berücksichtigen.
- Aktivierung von Führungskräften
Auch die Aktivierung von Führungskräften spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer positiven Lernkultur im Unternehmen. Als Vorbilder beeinflussen Führungskräfte maßgeblich die Haltung zum lebenslangen Lernen. Durch die Förderung von Potenzialen, die Festlegung von Lernzeiten und die Anerkennung von Wissensaustausch im Team tragen sie dazu bei, eine allgemeine Lernbereitschaft zu schaffen.
Besonders in Mitarbeitendengesprächen können Führungskräfte mit jedem Mitarbeitenden die Weiterentwicklung und Lernprozesse besprechen und ein richtiges Feedback geben.
- Einbindung der Betriebsräte
Ebenso ist die Einbindung der Betriebsräte ein essenzieller Schritt, um die Interessen Ihrer Mitarbeitenden im Zusammenhang mit Lernen zu vertreten und aktiv an der Gestaltung der Lernkultur teilzunehmen. Eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Human Resources, Führungskräften und Betriebsräten fördert dabei eine umfassende und ausgewogene Entwicklung der Lernkultur auf Unternehmensebene.
Ebene 2: Organisation & Struktur
- Digitale Learning-Tools Implementieren
Hier liegt der Schwerpunkt auf der Einführung von digitalen Lernangeboten. Diese Learning-Tools ermöglichen es Ihren Mitarbeitenden, zeit- und ortsunabhängig zu lernen. Des Weiteren können moderne Plattformen mit KI-Option auch personalisierte Empfehlungen und individuelle Inhalte vorschlagen.
Besonders die Kombination von digitalen Tools und Präsenz-Lernmethoden eignet sich für unterschiedliche Lerntypen. Zudem ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden im Unternehmen Zugang zu diesen digitalen Tools erhalten.
- Vielfältige Lernmethoden etablieren
Die Organisation- und Struktur-Ebene zielt darauf ab, eine Vielfalt von Lernmethoden und -formaten zu schaffen. Hierbei liegt der Fokus auf der Kombination von informellem und formalem Lernen. Das bewährte 70:20:10-Modell betont den Erwerb von Kompetenzen durch berufliche Herausforderungen, das berufliche Umfeld und formale Weiterbildungen.
- Erkenntnisse zum 70:20:10-Modell
Das 70:20:10-Modell unterstreicht die Bedeutung des informellen Lernens. In diesem Modell werden Kompetenzen zu 70 % durch berufliche Herausforderungen, 20 % durch das berufliche Umfeld und 10 % durch formale Weiterbildungen erworben. Diese Erkenntnisse beeinflussen die Gestaltung einer zukunftsorientierten Lernkultur.
- Ressourcenbereitstellung für Lernkultur
Auch die Bereitstellung angemessener Ressourcen für eine starke Lernkultur ist ein zentrales Element dieser Ebene. Dazu gehören Investitionen in moderne Lernplattformen, professionelle Trainings und die Anerkennung, dass Lernzeit ebenso bedeutend ist wie andere geschäftliche Aktivitäten. Diese Ebene trägt dazu bei, die Grundlagen für eine nachhaltige und effiziente Lernumgebung zu schaffen.
Ebene 3: Selbstverantwortung
- Autonomie und Vertrauen fördern
Die Effektivität der Lernkultur in Ihrem Unternehmen hängt wesentlich von der Einstellung Ihrer Mitarbeitenden ab. Eine positive Lernhaltung entsteht, wenn Mitarbeitende aktiv eingebunden werden und die Möglichkeit haben, ihren eigenen Lernweg, Methoden und Inhalte selbstständig zu gestalten. Hierbei ist deshalb vor allem das Vertrauen seitens des Unternehmens und der Führungskräfte in die Entscheidungsfreiheit der Mitarbeitenden entscheidend.
Lernkultur: Google als Praxisbeispiel
Google, ist nicht nur die meistverwendete Internet-Suchmaschine weltweit, , sondern auch durch eine vorbildliche Lernkultur. Das Unternehmen hat bewiesen, dass eine proaktive und effektive Herangehensweise an das Lernen nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch den gesamten Unternehmenserfolg fördern kann.
- Freiheit zum Experimentieren
Google ermutigt Mitarbeitende, innovative Ideen zu erforschen. Das sogenannte „20-Prozent-Zeitmodell“ ermöglicht es den Angestellten, einen Tag pro Woche an eigenen Projekten zu arbeiten. Diese Freiheit fördert nicht nur Kreativität, sondern auch kontinuierliches Lernen, da Mitarbeitende die Möglichkeit haben, neue Fähigkeiten und Technologien in ihren Projekten anzuwenden.
- Wissensaustausch als Kulturprinzip
Die offene Kultur bei Google fördert den intensiven Wissensaustausch. Mitarbeitende werden ermutigt, ihr Wissen zu teilen und voneinander zu lernen. Dieser offene Dialog schafft eine Atmosphäre des gemeinsamen Lernens und trägt dazu bei, dass neues Wissen schnell im gesamten Unternehmen verbreitet wird.
- Zugang zu Ressourcen
Google investiert erheblich in Schulungen und Weiterbildungen. Die Angestellten erhalten Zugang zu einer Vielzahl von Ressourcen, darunter Online-Kurse, Workshops und Fortbildungsprogramme. Diese Investition in Bildung ermöglicht es den Mitarbeitenden, ihre Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben.
- Innovationsfördernde Arbeitsumgebung
Die Arbeitsumgebung bei Google ist darauf ausgerichtet, Kreativität und Innovation zu fördern. Von flexiblen Arbeitszeiten bis hin zu inspirierenden Arbeitsräumen schafft Google eine Atmosphäre, in der Mitarbeitende ermutigt werden, über den Tellerrand hinauszuschauen und kontinuierlich dazuzulernen.
- Aus Fehlern lernen
Google akzeptiert nicht nur Fehler, sondern ermutigt dazu. Das „Fail Fast, Fail Often“-Motto ermutigt Angestellte des Unternehmens, mutig zu experimentieren, aus Fehlern zu lernen und die gewonnenen Erkenntnisse in zukünftige Projekte einzubringen. Dies schafft eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der ständigen Verbesserung.
Lernkultur in Unternehmen: Welche Maßnahmen gibt es, um die Wirksamkeit zu überprüfen?
Die Überprüfung der Wirksamkeit der Lernkultur kann durch verschiedene Maßnahmen erfolgen:
- Feedback der Mitarbeitenden
Regelmäßige Befragungen und Feedback-Schleifen ermöglichen es Ihren Mitarbeitenden, ihre Erfahrungen und Bedürfnisse bezüglich der Lernkultur zu teilen.
- Leistungsindikatoren
Die Analyse von Leistungsindikatoren, wie verbesserte Arbeitsergebnisse, gesteigerte Produktivität oder gestärkte Innovationsfähigkeit, kann Aufschluss über die Wirksamkeit der Lernkultur geben.
- Evaluierung von Lernprogrammen
Auch die Bewertung und Analyse von spezifischen Lernprogrammen und Schulungen bietet Einblicke in deren Effektivität und ermöglicht Anpassungen für eine bessere Ausrichtung auf die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden.
- Teilnahmequoten
Die Überwachung der Teilnahmequoten an verschiedenen Lernaktivitäten gibt Aufschluss darüber, wie aktiv die Mitarbeitenden am Lernprozess teilnehmen.
- Entwicklung von Kompetenzen
Die Evaluierung der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen und Fähigkeiten bei den Mitarbeitenden bietet einen direkten Einblick in den Effekt der Lernkultur auf ihre berufliche Weiterentwicklung.
Fazit: Lernkultur als Schlüsselfaktor für die langfristige unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist die Etablierung einer starken Lernkultur für Unternehmen unerlässlich. Dies bedeutet, dass das Lernen nachhaltig in den täglichen Arbeitsprozess integriert wird.
Durch proaktives lebenslanges Lernen können Sie als Unternehmen so nicht nur ihre Mitarbeitenden binden und neue Talente anziehen, sondern ihnen gleichzeitig ermöglichen, durch digitale Learning-Tools den individuellen Lernprozess eigenverantwortlich zu gestalten.
Um eine Lernkultur erfolgreich zu implementieren, erfordert es jedoch
- eine klare Beteiligung der Führungsebene,
- die Schaffung von Rahmenbedingungen auf drei Ebenen sowie
- die Nutzung digitaler Tools.
Die Wirksamkeit lässt sich dabei durch Mitarbeiterfeedback, Leistungsindikatoren und gezielte Evaluierung von Lernprogrammen messen, wodurch Sie als Unternehmen eine nachhaltige Grundlage für Ihre Entwicklung schaffen.
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